ketzerische Garn-Frage an Designer

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Skiddo
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ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Skiddo »

Hallo ihr Lieben,

evtl kriege ich gleich Haue satt, aber mir brennt das schon so lange unter den Nägeln. Und nachdem ich jetzt wegen des Socken-KALs sowieso wieder vermehrt Anleitungen angucke/suche, ist mir auch da aufgefallen, daß häufig die Garnwahl des Designers immer wieder auf extra-exotische, extra-teure oder extra-beschaffungsschwierige Garne fällt. Ich frage mich:

Warum???

Mittlerweile denke ich mir jedesmal mitleidig, daß da wohl wieder ein Designer von seiner Anleitung selbst nicht so überzeugt sein kann, wenn er versucht mit Wollmeise-Extrazart-Merino sein Werk aufzupimpen. Hat man das so nötig? Ich werde mich hüten, hier Namen zu nennen, aber mich wundert das immer wieder. Muß es für Tücher, Stolen und Socken immer der kleine Piepmatz sein? Ist es Absicht vom Designer, ein Garn auszusuchen, daß so schwierig zu beschaffen ist? Soll das mehr Exklusivität und Glamour vorgaukeln? Ich mutmaße, bekanntere Designer bekommen für ihre neuen Kreationen die Wolle gestellt. Anders kann ich mir den Wahn nicht erkären.

Wir Deutschen haben speziell bei der Wollmeise ja zumindest noch den Heimvorteil, daß man irgendwie Wolle aus dem Laden direkt kaufen kann oder kaufen lässt. Designer von übern großen Teich haben aber auch die Anwandlung. Wird die Wollmeise drüben auch irgendwo direkt im Laden verkauft? Wissen tu ich das nicht, kann es mir bei dem Geschäftsgebaren von Herrn und Frau Wollmeise aber nicht vorstellen.
Vor allem soll sie bei Socken eigentlich weniger gut geeignet ist als andere Sockengarne, zumindest wenn ich nach Aussagen mehrerer Strickerinnen hier im Forum gehe, daß die Vogelwolle verdammt schnell durchgelaufen ist.

Andere Originalgarne fallen weniger durch ihre Exklusivität in der Beschaffung auf, dafür im Preis. Natürlich nur Babyalpaka, Babykidmohair (gut das ist doppelgemoppelt :wink: ), Qiviut oder sonstige rare Sonderlinge. Wenn man dann entdeckt hat, daß es nur 25gr.Knäule sind für astronomische Dollars, kriegt sicher die eine oder andere Strickerin akute Herzrhytmusstörungen. Je nach Material kommen dann doch noch Beschaffungsschwierigkeiten auf einen zu, denn nicht in jedem Wollgeschäft erhält man linksgedehte und nur bei Vollmond "geerntete" Yak-Wolle.

Kann mir dieses Phänomen jemand erklären?
heide0271888y
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von heide0271888y »

Hi, Skiddo,

ich mußte schmunzeln und kann dir nur beipflichten.
Für mich hat der Preis auch einen großen Entscheidungseinfluß,allerdings nicht für ein Design, da weiche ich auf andere Garne aus, sondern wirklich beim Wollkauf.

Grüßle, Heide.
Der beste Weg, zur Vollkommenheit zu gelangen, ist, sich in kleinen Dingen alle Mühe zu geben.
Mary Ward
marze1973
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von marze1973 »

Ich hab mich gerade köstlich amüsiert. Zum Glück geht es nicht nur mir so. Gerade bei Socken nehm ich eigenltich nie die superteuren Garne (aber doch schon meist Markenwolle) und bin mir anfangs ziemlich ketzerisch vorgekommen ein schönes Sockenpaar statt aus Meisenwolle, auch schon mal aus Wolle vom Wühltisch zu stricken. Und ganz ehrlich: Socken, die ich auch schon mal in Gummistiefeln anziehe, müssen nicht aus Meisenwolle sein, dürfen aber schon toll aussehen, da sie (ganzjährig) auch in offenen Schuhen getragen werden.
Auch bei Tüchern hatte ich als Anfängerin das Problem, die teuren und vor allen Dingen schwer zu beschaffenden Garne zu ersetzen (Ganz besonders dann wenn keinerlei Lauflnge sondern nur ein - mehr oder weniger bekannter - "Garnname" angegeben ist nach dem man dann googeln muß, nur um in einem isländischen (!) Shop endlich die Lauflänge und Zusammensetzung herauszufinden :evil: )
Yara
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Yara »

Ein toller Beitrag und nur Lob wert.

Ich kaufe schon oft teure Garne und habe mich letztens gefreut, 3 Strang Wollmeise zu bekommen. Aber das war es erst einmal für mich. Ich habe ehrlich gesagt, keine Lust, auf eine Zuteilung zu warten. Ich weiß, dass Martina Behm nur mit Meisenwolle strickt. Irgendwie kann ich sie verstehen. Sie will ja auch verkaufen und sie bekommt die Garne sicher nach ihren Wünschen. Aber wie gesagt, ich schaue nur nach der Maschenprobe bzw. Lauflänge des Garns und bin bis jetzt gut damit gefahren.

LG Yara
Stricktroll
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Stricktroll »

Ich habe mich auch gerade amüsiert. :lol:
Für mich sehe ich solche Angaben lediglich als Vorschlag und kaufe dann das Garn, das mir dafür gefällt. Ehrlich gesagt, habe ich auch nicht das Geld für Wollmeise, Opal Regenwald oder Harry-Potter oder sowas.
Ich will ganz normale Socken die ich jeden Tag tragen kann und keine die in die Vitrine müssen, weil das Garn so teuer war. :roll:
Achte halt lediglich auf die Lauflänge und die Maschenprobe. Die Maschenprobe sollte schon halbwegs stimmen.
Allerdings finde ich die Frage schon berechtigt, warum manche Designer unbedingt diese teuren Garne nehmen wollen.

LG
Martina
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Anne 011
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Anne 011 »

Da ist nichts ketzerisches dran, sondern nur ausgeschriebene Wahrheit einer normalen Nutzerin. Ich hab mich auch schon manchesmal über diese exotischen Garnvorschläge aufgeregt.
Stell sich mal einer vor, der Routenplaner sagt, da geht's lang, aber bitte nur mit Porsche, für einen Opel Corsa berechne ich den Weg nicht.

Wichtig sind für mich bei einem Entwurf die Hinweise auf die Lauflänge und falls nölig Maschenprobe, schön wäre auch ein Hinweis, bitte nicht aus Baumwolle oder Leinen -so in der Art.

Ansonsten seh ich nicht ein, mich an dem Hype um irgendwelche exotischen Wollmarken zu beteiligen. Entscheidend sind doch neben dem Preis eigentlich nur Qualität, Farbe und Verfügbarkeit.

Stelle daher die Frage in den Raum: Würde es einen Designer nicht auszeichnen, wenn ein Modell entworfen und vorgestellt wird aus ganz normaler um-die-Ecke-Wolle und es sieht trotzdem Super aus?
Liebe Grüße
Anne
Tina_mit_Kater
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Tina_mit_Kater »

Also für Einzelanleitungen, die der Designer selbst veröffentlicht, kann ich Dir die Frage nicht beantworten, aber ich vermute mal, die anderen Designer machen das, was ich auch mache: Sie nehmen ein passendes Garn aus ihrem Wollvorrat (Designideen kommen nämlich gerne Samstag nacht um halb zwei :wink: ). Und ein Designer, der viele Meisen zu Hause hat, wird eben auch dazu greifen, wenn er etwas entwirft. Warum sollte ich für ein Design neues Garn kaufen, wenn ich genug zu Hause habe? Und da ich in erster Linie hochwertige Garne kaufe (oder von Designaufträgen übrig habe, die Hersteller sind mit gestellter Wolle meistens sehr großzügig), sind meine Modelle natürlich auch daraus.

Das hat also nichts mit gewollter Exklusivität oder Glamour zu tun, sondern einfach damit, daß man Garne für Designs benutzt, die man gerade parat hat und selbst gerne verstrickt.

Und nein, wer seine Modelle auf eigene Faust auf den Markt bringt, bekommt das Garn normalerweise nicht gestellt. Es sei denn, jemand möchte den Werbeeffekt. Was aber gerade die Wollmeise nun wirklich nicht mehr nötig hat.

Für Zeitschriften ist die Sache einfach: Die Modelle werden von den Garnherstellern bezahlt. Also bestehen die Modelle aus den Garnen, deren Hersteller es sich leisten können und wollen, Designer zu bezahlen.
Daß ein Modell z.B. für die Verena dann nicht aus Hänschenklein-Billigpupe sondern z.B. aus einer Cashmere-Mischung oder einen hochwertigen Merino-Garn gefertigt wird, ist klar. Und es werden natürlich auch möglichst die neu auf den Markt gekommenen Garne genommen, zum einen, weil der Hersteller diese bekannt machen will und zum anderen, damit es das Garn auch noch gibt, wenn das Heft erscheint (die Modelle werden i.d.R. 4-6 Monate vor Erscheinen des Heftes angefertigt).

Ich darf mir das Garn für meine Modelle aussuchen (bin dabei aber teilweise an bestimmte Garnfirmen gebunden) - da nehme ich natürlich etwas, was ich gerne verstricke (und trage, denn die meisten Modelle darf ich behalten), also etwas Hochwertiges. Mir wurde auch schon vorgeschlagen "nimm' doch was richtig Teures, was Du Dir selbst nicht unbedingt kaufen würdest". Gute Idee. Aber ich finde, daß ein Modell immer noch bezahlbar bleiben muss, deswegen würde ich z.B. nichts aus reinem Cashmere entwerfen. Auch wenn die Versuchung groß ist :wink: Bloß ist bezahlbar natürlich auch relativ. Bei mir geht bezahlbar bis ca. 100 €. Bei jemand anderem vielleicht nur bis 30 €.

Andererseits bleibt es ja jedem freigestellt, ob er das Originalgarn oder einen preiswerteren/leichter erhältlichen Ersatz verwendet, von daher verstehe ich die Aufregung nicht so ganz.
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Uta
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Uta »

Wie Tina schon sagte, die Wolle wird den freien Designerinnen nicht gestellt. Es gibt halt einige wenige, die sich auf Meisengarn-Anleitungen sozusagen "spezialisiert" haben. Sie haben ihre Designs in ihrem Lieblingsgarn entworfen und beziehen sich daher in ihren Anleitungen auch auf dieses Garn, was z. B. den Verbrauch, die Maschenprobe und so weiter angeht. In einem Frech-Verlag-Buch wirst Du dagegen hauptsächlich Regia und Co. finden, denn das sind die Garne, die dort Verwendung finden.

Bleibt Dir doch unbenommen, auf andere günstigere Garne auszuweichen. Ich verstehe Deine Aufregung nicht :shock:

Wenn ich jemals in die Verlegenheit kommen sollte, ein Design zu veröffentlichen, würde ich auch das am besten geeignete Garn aus meinem Vorrat dafür wählen und nicht die Sockenwolle vom Wühltisch :wink:
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noerml
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von noerml »

Hm...so richtig kann ich den Thread nicht nachvollziehen. AUf den ersten Blick "ja!", bei genauerem Nachdenken "nein!".

Erstens) unterschätzt man gerne die Anzahl der Strickerinen, die das gerade tun, weil es in Mode ist. Diese kaufen dann gerne
auch mal Wolle für 10€ das Knäul. Bücher oder Stricksets werden vielleicht auch gerne Geschenkt. Und zu weihnachten möchte
man Mutti vielleicht mal was besonders kaufen (weiß ich nicht).

zweitens) ich persönlich schaue auch gerne Bilder an. Ein Buch voll mit Plastik-Wolle vom Wühltisch wäre wahrscheinlich irgendwo auch langweilig
Zumal man auch als Designerin gerne mal was neues Ausprobieren will.

drittens) Jeder halbwegs erfahrene Strickende sollte in der Lage sein, Modelle einigermaßen auf andere Wollideen anzupassen. Da steckt dann vielleicht
ein bißchen Arbeit und ein bißchen Ribbeln dahinter.

viertens) Schöne Modelle mit Sockenwolle kriegt man über Ravelry, aber auch Foren wie diesem oder youtube relativ einfach und problemlos kostenlos. Da für muss ich mir
kein Buch kaufen oder ähnliches. Wenn ich mir ein Buch oder Anleitung kaufe, dann ist das für mich etwas besonders und das darf sich auch in der Wolle widerspiegeln.

fünftens) ich würde bei jedem meiner Designs immer versuchen, die dafür am besten geeignete Wolle auszusuchen. Es sei den ich biete ein Buch mit modellen für den kleinen Geldbeutel an.
Aber auch du als Strickende kaufst die Wolle ja nicht, weil sie die günstigste ist, sondern weil sie die schönste für einen gewissen Preis ist, den du gewillt bist auszugeben

sechstens) wenn modele, gerade decken oder dicke winterpullies, auf teufel komm raus mit Cashmer oder noch teurerem gestrickt werden - dann ärgert mich das tierisch!!!. Kein
Mensch zahlt 200 euro oder mehr für nen Pulli, den er oder sie dann auch noch selber stricken muss. Das ist einfach affig!
like Janus, i have two faces: / one looking forward with hope, / the other, behind, with regret.
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heide0271888y
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von heide0271888y »

Huhu,

ich meinerseits möchte hier klarstellen, dass ich mich nicht aufgeregt habe. :wink:

Ich bewundere Leute,die genug Phantasie haben, Stricksachen zu entwerfen und so zu erklären, dass ich sie nachstricken kann.Und wähle da Material nach meinem Gusto.

Mein "Beipflichten" bezog sich auf die Feststellung, dass Markengarn schon relativ preisintensiv ist, wies halt im Leben so ist.

Gruß,Heide.
Der beste Weg, zur Vollkommenheit zu gelangen, ist, sich in kleinen Dingen alle Mühe zu geben.
Mary Ward
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Anne 011
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Anne 011 »

Aufregung ? Nö.
Mir gehts auch nicht um Billigplastikwolle vom Wühltisch. Wenn ich Stunden investiere, dann verwende ich auch qualitativ hochwertige Garne, will ja auch was von meiner Arbeit haben und Qualität hat dann auch oft einen entsprechenden Preis :cry:

Exoten sind für mich Garne, die fast nicht zu bekommen sind, gilt für den Nordwesten, da muss man doch schon mehr suchen, die Südlichter sind da ein wenig besser dran. Und immer nur online mag ich auch nicht so gern. Garne die nur mit dem Namen, aber nicht unbedingt mit der Qualität und Alltagstauglichkeit glänzen sind für mich auch Exoten.
Und ich kenne einige Interessierte, die größte Probleme mit dem Umrechnen haben und sich auch nicht vorstellen können, wie ein vorgestelltes Modell in anderer Farbe oder Garn aussehen könnte.

Im Grunde ist dies aber ein altes Problem. Hab auch schon viel genäht, da wurden die Modelle häufig aus Stoffen vorgestellt, die selbst im gut sortierten Geschäft nicht aufzutreiben waren, bzw. so teuer, dass man sich kaum traute den Stoff zuzuschneiden.
Liebe Grüße
Anne
marze1973
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von marze1973 »

drittens) Jeder halbwegs erfahrene Strickende sollte in der Lage sein, Modelle einigermaßen auf andere Wollideen anzupassen. Da steckt dann vielleicht
ein bißchen Arbeit und ein bißchen Ribbeln dahinter.
Und genau hier liegt das Problem. Ich bin eben nicht erfahren genug um umzurechnen. Genausowenig bin ich bereit (und in der Lage) 100 oder mehr Euros für einen Pullover auszugeben, von dem ich nicht weiß ob er mir gelingt. (Leider brauch ich dazu auch noch eine nicht eben kleine Größe)
Mich hat schon so manches mal der Preis für die Wolle vom Stricken eines tollen Modells abgehalten. Und das wird sich so schnell auch nicht ändern, denn um für so viel Geld etwas für die Tonne zu produzieren reicht mein Geld wirklich nicht. Und fragen kann ich hier niemanden (und alles kann und mag ich nicht übers I-net erarbeiten)

Und auch mir gehts nicht um die Billigplastikwolle, denn sowas könnte ich überhaupt nicht tragen. Aber fast jedes Modell, das ich mir genauer ansehe und mir den Wollpreis ausrechne liegt weit außerhalb meines Budgets.
Und aufregen - nee, ich nehms einfach als gegeben, daß es eben kaum für mich taugliche Anleitungen gibt und bleibe bei meinen Tüchern, Schals und Socken und überlaß das Pulloverstricken denen, die das nötige Know-How und Kleingeld dafür haben
MoAnn
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von MoAnn »

Ich finde es angenehm, wenn man eine schöne Anleitung hat und die stumpf Zeile für Zeile abarbeiten kann, somit positives Ergebnis garantiert - wenn da nicht der Mensch als Individuum wäre...

Mir passt nix nach Anleitung. Ich bin 1,85 groß, da stimmen die Proportionen nie. Die Taille hängt unter den Armen, Ärmel sind immer zu kurz etc. Mein Strickleben bestand immer schon darin, mir schöne Modelle anzusehen und das dann "nachzumachen" und an meine Nicht-Standard-Figur anzupassen. Und der früher doch sehr schmale Geldbeutel verlangte garantiert keine Markenwolle, sondern auch mal Kaufhausware.

Auf dem Trip bin ich immer noch. Plastik kommt mir nicht mehr ins Haus, aber wenn man sich ein bisschen umsieht, gibt es bei e...y schöne Schnäppchen (jaja, die kann ich vorher nicht anfassen. Aber wenn ich weiß, wie sich Lana Grossa Cool Wool in dunkelblau anfühlt, weil ich die kenne, kann ich die grüne eigentlich problemlos nehmen).

Im Leben würde ich keine hammermäßig teure Wolle kaufen und das ganze dann in die Schuhe stopfen! habe ein einziges Mal Noro-Wolle regulär gekauft und davon einen Hitchhiker gestrickt. Das Ding sieht auch ganz gut aus, aber für 14,95 !!! brauche ich keine Wiederholung, soo doll ist es jetzt auch nicht, kratzt außerdem.

Der Hitchhiker war sowieso eine Ausnahme. Ich bin überhaupt kein Schal-, Stola-, Tücher-Fan, ich nehme die Herausforderung "Konfektionieren" an.

So, bin ein wenig abgeschweift. Werde mich heute Abend meinem anthrazitfarbenen Strickmantel widmen, den ich wie immer umrechnen musste auf "meine" Wolle und "meine" Besenstiel-Figur.

Wünsche Euch allen viel Glück beim Ersetzen von Teuerst-Wolle durch akzeptable Mittelklasse!

MoAnn
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Hilde
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Hilde »

hohe Preise allein sind keine Garantie für Qualität -
ich habe schon teure Sachen - nicht nur Wolle - gekauft die qualitativ schlechter waren als billigere.

Und zwischen höchstpreisigem, seltenem u. ausgefallenem Designergarn und billiger Plastikwolle gibt es doch für jedes Modell qualitativ gutes, geeignetes und schönes "normales" Garn für jeden Geschmack und Geldbeutel.
frohes Schaffen und
gutes Gelingen
Hilde
- . - . - . -
Strickmouse
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Strickmouse »

Das die Designer mit Wolle stricken die sie gerne verstricken oder gestellt bekommen verstehe ich schon, dass sie die dann auch als Empfehlung abgeben, nur wäre es nett wenn dann auch die Meterangaben dabeistehen würden und nicht einfach nur 1 Strang Wollmeise Merino Farbe xy und das dann auch noch bei Kaufanleitungen.
Ja ich leiste mir auch "schöne" Wolle aber sicher keine "Vogelwolle",denn wenn ich gezwungen werde 150 g Wolle zu kaufen auch für Socken und mich um bestimmte Zeiten online sein muß damit ich vielleicht mein Geld loswerde, nein das ist nichts für mich.
Ich mag z.B. Malabrigo, Tausendschön und noch so einige andere und mag so überhaupt nicht die "Plastikwolle" .
Liebe Grüße

Strickmouse
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knittingdaisy
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von knittingdaisy »

Ich muss zugeben, dass mir nie aufgefallen ist, ob ein in einer Anleitung angegebenes Garn leicht oder schwer zu beschaffen ist. Denn ich bin nie auf die Idee gekommen, das Originalgarn zu nehmen.
Als ich anfing zu stricken, gab es kein Internet. Ich ging in "meinen" Wolladen, suchte mir eine Wolle aus, die mir gefiel, und rechnete das Modell um. Oft genug nahm ich nur das Muster und verwendete einen anderen Schnitt oder nahm nur den Schnitt ...
Erst nach Jahren strickte ich einen Pulli genau nach Anleitung. Bei der Maschenprobe hatte ich mich verzählt, und so wurde er viel größer als erwartet.
Der Erfolg war, dass ich nicht nur ein attraktives Minikleid hatte, sondern auch während beider Schwangerschaften und Jahre danach (also bei doppeltem Gewicht) noch hineinpasste. Und wenn die Waschmaschine nicht irgendwann verlernt hätte, dass 30 Grad Wollwäsche nicht kocht, dann könnte ich ihn heute noch tragen. (Das war kurz nach einer Reparatur. Als der Techniker die Mordlust in meinen Augen sah, hat er das Schreiben einer Rechnung für die Nachbesserung unterlassen.)
Es dauerte dann bestimmt 15 Jahre, bis ich wieder etwas genau nach Anleitung strickte. Und dann lernte ich aus dem Internet, dass es Wolle gibt, die man kaum irgendwo bekommt.

Das liegt vielleicht auch daran, dass die Dame aus "meinem" Laden nach einem Blick auf das Modell, verwendetes Material und Lauflänge, sofort Alternativvorschläge machen konnte. Und aus einem Sommermodell aus Baumwolle wird gern ein Herbstmodell, wenn man stattdessen eine Wollmischung nimmt.
Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Größe fast nie mit im Heft steht. Und selbst mit dem Originalgarn hat man fast immer eine andere Maschenprobe als angegeben.
Tina_mit_Kater
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Re: ketzerische Garn-Frage an Designer

Beitrag von Tina_mit_Kater »

Strickmouse hat geschrieben:Das die Designer mit Wolle stricken die sie gerne verstricken oder gestellt bekommen verstehe ich schon, dass sie die dann auch als Empfehlung abgeben, nur wäre es nett wenn dann auch die Meterangaben dabeistehen würden und nicht einfach nur 1 Strang Wollmeise Merino Farbe xy und das dann auch noch bei Kaufanleitungen.
Da gebe ich Dir vollkommen recht. Angaben über die genaue Zusammensetzung und Lauflänge sind für mich ein Muss in einer Anleitung. Man kann sich die Daten zwar in der Regel auch woanders suchen, aber warum sollte ich es den Leuten schwerer machen als nötig?

Im übrigen kann man natürlich auch ohne Umrechnen Garne ersetzen. Es funktioniert mit jedem Garn, das in etwa die gleiche Zusammensetzung hat, wenn man damit auf die gleiche Maschenprobe kommt. Anderes Material geht selbstverständlich genauso, kann aber eine andere Optik und einen anderen Sitz ergeben (Z.B. wenn man Seide durch Baumwolle ersetzt)
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