Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

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Tina_mit_Kater
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Tina_mit_Kater »

Wie gesagt: Wenn man für seine Stricksachen keinen anständigen Preis bekommt, dann verkauft man sie halt nicht. Wozu auch? Ihr geht doch auch nicht für 1 € die Stunde arbeiten. Und nur, weil es Spaß macht und Ihr es in Eurer Freizeit tut, heißt das ja noch lange nicht, daß stricken keine Arbeit ist.

Wenn man tatsächlich eine Überproduktion an Socken o.ä. haben sollte, gibt es doch im Familien- oder Freundeskreis massenweise dankbare Abnehmer. Und sollte es die nicht geben, kann man ja immer noch für den guten Zweck stricken.
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Yara
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Yara »

Genauso ist es Tina. Haargenau meine Meinung.

Es ist nur so, dass manche wirklich wenig Geld haben und trotzdem gerne stricken. Was machen sie? Billige Wolle nehmen? Mir würde das keinen Spaß machen. Es ist leider nicht immer alles so einfach. Ich weiß, dass es Strickerinnen gibt, die für Geld für mein Wollgeschäft Socken stricken. Vom Gefühl her glaube ich, dass sie wahrscheinlich nicht mehr als 5 Euro bekommen (mich hat noch keiner gefragt, warum wohl?), aber ich könnte mir denken, dass diese Damen froh über jede müde Mark (Euro) sind.

LG Yara
Tina_mit_Kater
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Tina_mit_Kater »

Ja, natürlich ist mir bewusst, daß es Menschen gibt, die nur sehr wenig Geld zur Verfügung haben. Und mit Billigwolle zu stricken, ist kein wirkliches Vergnügen.

Aber wenn man ein bisschen sucht, findet man häufig Sonderangebote, wo ein Knäuel Markenwolle auch nur 1 € oder 1,50 € kostet, bei Eunomia z.B. http://www.eunomia.de Bei Ebay findet man auch massenweise preisreduzierte Garne. Mein Wollgeschäft hat immer Körbe mit Sonderangeboten vor der Tür, das sind dann halt Auslaufgarne, aber das macht ja nichts.
Dann würde ich damit Sachen stricken, die komplizierter sind und somit länger dauern, dann habe ich länger was von der Menge Garn, die ich mir leisten kann.

Oder ich würde mir zur Finanzierung des Wollbedarfs einen (Zusatz-)Job für ein paar Stunden die Woche suchen. Gut, die Option fällt flach, wenn man zu krank zum Arbeiten ist, aber ansonsten spricht ja nichts dagegen, auch mal putzen zu gehen, das gibt allemal einen besseren Stundenlohn als Auftragsstrickerei.

Und wer gerne Kleinkram strickt und nicht mal das Geld für ein oder zwei Knäuel Wolle übrig hat, darf sich gerne an mich wenden, ich habe immer wieder mal ganze Knäuel als Reste, die ich gerne verschenke (ich übernehme auch das Porto, kein Thema).
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Pauli369
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Pauli369 »

Yara hat geschrieben:Es ist ja schön, wenn man für seine Sachen Geld bekommt und hat man erst einen Namen, dann bezahlen Leute auch "anständig". Aber wie schon jemand anderes schrieb, was sollen Socken kosten? Ich würde ehrlich gesagt, keine 20 Euro für Socken ausgeben, obwohl ich weiß, wieviel Arbeit das ist.
Ich finde, wer nicht bereit ist, einen fairen Preis für handgestrickte Socken zu zahlen, soll Industrie-Socken tragen.
Ich würde auch gern teure Label-Klamotten tragen, sind mir aber zu teuer. Da sagt auch niemand:"Okay, na dann bekommst Du es halt für 'nen Appel und 'n Ei."
Projekte in Arbeit:
Pullover crazy stripes
Tuch Autum Lace
Schal Horai Scarf
Pouf aus Zpaggetti Garn
Pullover Ophelie
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bico
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von bico »

Ich sehe es wie Tina. Man sollte schon einen angemessenen Preis verlangen. Mir schenkt schließlich auch keiner was.

Leider muß ich aber sage, daß das mit dem Zweitjob nicht nur krankheitsbedingt schwierig ist. Ich bin alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern (2+4J.) und die gehen vormittags in die Betreuung und ich gehe 50% arbeiten. Mit dem Gehalt, dem Kindergeld und dem seit Januar nicht mehr voll gezahlten Unterhalt komme ich gerade so über die Runden und haben jetzt quasi die letzten Reste Wolle verstrickt. Und neue Wolle ist in der nächsten Zeit auch nicht drin. Klar kriege ich den fehlenen Unterhalt irgendwann mal nachgezahlt, aber erstens wird das bei meinem Ex garantiert ewig dauern und zweitens haben wir in den letzten 8 Monaten auf so vieles verzichten müssen, daß da erstmal notwendige Dinge weit vor der Wolle auf dem Einkaufszettel stehen. Ich befürchte, bis ich mal wieder Wolle einkaufen darf/kann, steht auf dem Kalender mindestens 06/2013. Aber so ist das halt. Und einen Zweitjob kann ich einfach nicht annehmen, weil ich keinen Babysitter für die Zwerge habe. Und wenn ich jetzt noch einen offiziellen Babysitter bezahlen soll, dann brauch ich gar nicht erst groß arbeiten gehen. Trotz allem würde ich Gestricktes niemals unter Wert verkaufen. Dafür ist mir meine Arbeitskraft einfach zu viel wert. Wir können uns einerseits nicht über die Menschen aufregen, die Waren im billigen Ausland herstellen lassen, wo die Menschen für 30€ im MONAT arbeiten gehen und andererseits unser Gestricktes für knapp über dem Materialpreis anbieten. Das ist in meinen Augen nix anderes.
Bianca

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Tina_mit_Kater
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Tina_mit_Kater »

Hallo Bianca,

ja, die alleinerziehende Mütter (oder auch Väter) sind mir im Nachhinein auch noch eingefallen, da ist es mit Arbeiten gehen natürlich auch immer sehr schwierig.
Ich habe hier noch 300g schönes hellblaues Garn von Online, eine Baumwoll-Kapok-Mischung. Das würde noch für einen Pulli für einen der Zwerge reichen (kommt aber aus einem Raucher- und Katzenhaushalt):

Bild

Also wenn Du magst, schick mir mal Deine Adresse.

Liebe Grüße
Tina
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bmwpetra
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von bmwpetra »

hallo zusammen,

ich muss auch mal schnell meinen "Senf" dazu geben.
Ich habe zweimal für andere gestrickt, beide male wurde ich angesprochen dafür.
Beim ersten mal war es über ein Forum wo ich meine gestrickten Sachen als Foto eingestellt habe. Mit der Frau habe ich mich nie getroffen nur geschrieben oder telefoniert, wir sind uns schnell einig gewesen mit dem Preis, die Wolle hat sie mir geschickt, das hatten wir so vereinbart (wegen Farbe und Qualität) leider war die Dame Krebskrank und die letzte Lieferung hat sie wohl nicht mehr erhalten, jedenfalls habe ich den letzten Teil ihrer Wolle als Socken zu ihrer Adresse geschickt, Pakchen ist auch nicht zurück gekommen aber ich habe nie eine Antwort und den letzten "Lohn" bekommen, ich habe zum Schluss noch einen Brief geschrieben der blieb leider auch unbeantwortet, nun gut kann passieren, da kann ja keiner für. Ich hätte mir nur gedacht, das jemand der den Nachlass geleitet hat mich informiert hätte.
Bei der zweiten Dame ist das ganze nur schief gegangen, ich wollte eigentlich auch das sie die Wolle selber besorgt aus o.g. Gründen, das hat sie dann aus Zeitmangel nicht geschafft und ich bin in meine vorhandene Wolle gegangen, als ich dann "meinen" Preis für die fertigen Socken genannt habe, hat sie zwar bezahlt aber es war ihr zu teuer, dabei hatte ich extra schon in einem Handarbeitsgeschäft nachgefragt was das stricken von Socken kostet und ihr auch gezeigt was man bei einem Versteigerungsportal dafür verlangt. Ich mach es nie mehr, nur für Leute die ich kenne und dann kostenlos!

glg
Petra
Gruß aus der Voreifel
lg Petra
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mrs marple
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von mrs marple »

Ich hab´s ganz anders gemacht.
Wir haben uns ein Geräteschuppen gekauft und unser Gartennachbar (Zimmermann von Beruf)
hat es für ein Paar handgestrickte Socken aufgebaut.
Er war zwar zeittechnisch immernoch schneller mit dem Schuppen, als ich mit
den Socken. Aber wir hätten 3 Wochen für die Hütte gebraucht und er trägt in
seinen Sicherheitsschuhen am liebsten handgestrickte Socken.
Wir schätzen seine Handarbeit, und er die meine.
Liebe Grüße aus der Hauptstadt

mrs marple
_____________________________________
Sind wir nicht alle ein bisschen Wolle?
Tina_mit_Kater
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Tina_mit_Kater »

Sowas finde ich schön - ein angemessener Tausch von handwerklichen Fähigkeiten, mit dem beide Seiten glücklich sind.
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Gela45
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von Gela45 »

ich stricke auch viel für die Familie aber ich verkaufe auch. Einmal im Jahr ist bei uns ein Hobbymarkt, da stelle ich dann meine Werke aus. Klar das man nicht reich davon wird aber es ist ein kleines Taschengeld und ich kann dann wieder neue Wolle kaufen.
Ich versuche immer günstig an Sockenwolle ran zu kommen, das ist über Internet recht gut möglich.

Für mich ist es ein Hobby das mir unheimlich Spass macht und ich freue mich wenn ich dafür auch noch ein kleines Taschengeld bekomme. Meine Familie freut sich natürlich auch aber sie könnten garnicht soviele Socken tragen wie ich stricke.
Auch die Preise kann ich nicht kaputt machen, denn sie sind doch schon kaputt. Schaut euch doch mal bei Ebay um, wie da die Preise sind.

LG Gela
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noerml
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Re: Verkauft ihr eure gestrickten Sachen?

Beitrag von noerml »

wir hatten das gleiche Thema vor längerer Zeit schon mal.

Für mich gibt es zwei Sichtweiten auf das Stricken:

wir haben einmal Stricken für den Eigenbedarf. Hier ist der Vorteil, dass man in der Freizeit/außerhalb der Arbeitszeit Zeit nutzen kann, um Strickstricke zu produzieren.
Insofern ist die Rechnung mit dem Stundenlohn in vielen Fällen einfach falsch angewendet.
Genau diese Tatsache macht dann die Endprodukte möglicherweise günstiger gegenüber einem Direktkauf von maschinell produzierter Ware (so lange mit beim Wollkauf
auf den Preis geachtet wird)
Im Fall von Geschenken haben wir einen noch...hm...sentimentalen Faktor. Viele Menschen freuen sich über selbstgestrickte Sachen einfach, weil - auch wenn das pathetisch klingt-
mit jeder Masche etwas Liebe mitgestrickt wurde. Das kann man freilich nicht kaufen.

und dann haben wir aber auch noch Stricken für den kommerziellen Bedarf. Und da muss man sich als Strickerin/Strickender selbst an der Nase packen:

kein Mensch zahlt 70 euro für ein paar Stinos mit mehr oder weniger sauberem Maschinbild und einem mehr oder weniger attraktivem Farbverlauf. Wenn man
mit Stricken Geld verdienen will, muss man sich eine Nische suchen, die nicht von einem kommerziellen Sektor besetzt ist und die gleichzeitig ein finanziell
unabhängige Zielgruppe ansprechen kann. Da bleibt dann so grob der Trachten-Bereich übrig, die Maßanfertigung und High-End Fashion. Grad im Trachtenbereich
ist "handgestrickt" ein erwünschtes Prädikat, für das gerne deutlich mehr gezahlt werden. Die Muster sind aber häufig sehr komplex.
Bei Maßanfertigungen weiß ich von einigen Mützenprojekten im Internet, wo man sich seine eigene Mütze zusammenstellen kann (farb, form, garn) - generell zahlen die Kunden aber da für individualität und nicht für Handarbeit.
Im Haute Couture Sektor gibt es auch sehr zahlungsstarke Kunden die für exzellente Handarbeit sehr viel Geld zahlen. Meistens erledigen dies aber Strickerinen in Fernost,
weil in der gewünschten Qualität in Deutschland nicht produziert werden kann. Bekanntlich ist der Zahl derer, die hierzulande seit 20 Jahren täglich beruflich Stricken eher klein ;-)

als kleines Beispiel gibt es hier in München ein kleines Label (http://www.triebfest.de/index.html) die moderne Interpretationen von klassishcen Trachtenjankern anbieten.
einer kostet dann 595 EUR für die normalen Größen und das Geschäft läuft.

freilich werden damit die Strickerinen trotzdem nicht reich, aber es steckt zu mindest ein Studenlohn dahinter, der doch noch über einem 1-Euro-Job liegt. ;-)

so genug geschrieben!
like Janus, i have two faces: / one looking forward with hope, / the other, behind, with regret.
https://nimble-needles.com/
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