Uru - fairgehandelt?

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pippin
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Uru - fairgehandelt?

Beitrag von pippin »

Hallo miteinander,

Neugierig geworden, durch Eure schönen Teile aus Uru- Wolle, habe ich mal danach gegoogelt, und fand sie auch (z.B. www.wolltrend.de ). Jezt drängt sich mir die Frage auf, ob das Garn fair gehandelt ist.

Ich ärgere mich einfach, wenn etwas teuer importiert wird, und der Hersteller dabei nichts verdient. Und bei dem Uru-Garn, das ja auch voll im Trend liegt, durch seine Einzigartigkeit, kommt mir der Preis doch noch sehr human vor. Einfach zu human, als ob die Urugay-Indiofrau, die hier spinnt und färbt ein vernünftiges Geld erhalten könnte...

Vielleicht mal ich ja nur den Teufel an die Wand, und sie sitzt in eine klimatisierten Werkhalle, ist gewerkschaftlich organisiert und sozialversichert, ausserdem ist sie 30 Jahre alt, hat einen Schulabschluss und drei gesunde Kinder, die regelmäßig zur Schule gehen.

Grüße
Elke
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mrsflateric1
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Beitrag von mrsflateric1 »

Also Elke, deine Frage nach dem Arbeitslohn der Uruquay-Indiofrau kann ich dir leider auch nicht beantworten und somit kann ich auch keine Aussage darüber treffen, ob das Garn fair gehandelt wird.
Aber soll ich darüber bei jeder Tasse Kaffee nachdenken? Die Bohnen ernten sich auch nicht von allein. Ist der Kaffeepreis somit fair? Oder Klamotten, die in China billig produziert und hier teuer verkauft werden. Die Liste ließe sich noch ewig fortsetzen.
Es wird immer Menschen geben, die sich auf Kosten anderer eine goldene Nase verdienen. Aber muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil ich die Wolle kaufe? Ich habe keinen Einfluss darauf, was die Dame an Lohn für ihre Arbeit bekommt.
Aber bleiben wir doch mal in Inland. Was ist mit dem "glücklichen 1-Euro-Job-Besitzer, der hier für einen Hungerlohn arbeiten soll, aber genau die gleichen Preise im Laden bezahlen muss wie jeder andere auch? Ist das fair?
Liebe Grüße
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LAMPI
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Beitrag von LAMPI »

Hmmm, vielleicht setze ich mich ja jetzt arg in die Nesseln, aber ich finde schon, dass man als Verbraucher zumindest versuchen sollte, den Markt mitzubestimmen.
Ich halte weder etwas von Discounter-Preisen noch von dem Hochjubeln ausländischer Produkte - beides macht deutsche Arbeitsplätze kaputt und die 1-Euro-Jobber erst möglich.
Darüber hinaus sollte man nicht ganz gedankenlos kaufen - ich kann gut und gerne auf Merinowolle verzichten, wenn ich weiß, dass dafür völlig qualgezüchtete Schafe in Neuseeland und Australien unter grausamen Umständen vor sich hinvegetieren und gefoltert werden.
Im Übrigen ist "Hungerlohn" wohl eher für die Indio-Frau zutreffend, nicht für den 1-Euro-Jobber, denn hungern muss der nicht.
Mit einem "sowieso alles unfair" werde ich nicht glücklich.
Alles Liebe vom Lampi

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pippin
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Beitrag von pippin »

hallo Lampi,
genauso sehe ich das auch. Für mich muss im Dezember kein Fleiger Erdbeeren aus Chile anliefern, Kaffee gibt es im Supermarkt fairgehandelt für wenig mehr, als anderen. Man muss auf nichts verzichten, auch nicht auf günstige Kleidung, obwohl man weder Kinderarbeit noch moderne Sklaverei oder Raubbau unterstützen möchte.

Grüße
Elke
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mrsflateric1
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Beitrag von mrsflateric1 »

LAMPI hat geschrieben: Darüber hinaus sollte man nicht ganz gedankenlos kaufen - ich kann gut und gerne auf Merinowolle verzichten, wenn ich weiß, dass dafür völlig qualgezüchtete Schafe in Neuseeland und Australien unter grausamen Umständen vor sich hinvegetieren und gefoltert werden.
Im Übrigen ist "Hungerlohn" wohl eher für die Indio-Frau zutreffend, nicht für den 1-Euro-Jobber, denn hungern muss der nicht.
Mit einem "sowieso alles unfair" werde ich nicht glücklich.
Ich waage jetzt zu bezweifeln, dass das arme Schaf, welches die Uru-Wolle hergeben muss, aus Neuseeland oder Australien kommt. Und Schafe werden bekanntlich auch zur Wollproduktion gezüchtet. Dann könnte man ja nix mehr direkt im Supermarkt kaufen, ohne vorher das arme Viech zu fragen, wo und vor allem wie es bisher gelebt hat.
Tut mir leid, aber bleibt doch mal auf dem Boden der Tatsachen. Glaubt ihr, wenn ihr hier in Deutschland Wolle kauft, dass die alle von glücklichen Schafen kommt? Oder das Schweine und Kühe zu Lebzeiten quietschvergnügt auf der Weide waren. Kauf ich jetzt deshalb nur noch Bio? Mein Mann war übrigens schon mehrfach in Uruquay und sagt, dass die "arme" Indio-Frau, die es zweifelsohne gibt, mit dem Erlös ihres Wollverkaufs oder auch mit - um bei dem 1-Euro-Jobber zu bleiben - mit einem Euro einen halben Monat ihre Familie ernähren kann. Wobei wir ja nicht mal wissen, wer hinter der Wollproduktion nun eigentlich steckt.

Und Elke, der angeblich fair gehandelte Kaffee aus dem Supermarkt. Weißt du, wer den gepflückt hat? Kann es nicht sein, dass das ein Kind war, welches unter extremen Bedingungen mitarbeiten muss, um die Familie in Bolivien, Mexiko, Costa Rica oder wo auch immer zu ernähren. Ist da dein Gewissen rein, nur weil er einen Euro (da ist er schon wieder) 8) teurer als der andere ist? Aber du trinkst ihn trotzdem.
Zuletzt geändert von mrsflateric1 am 25.04.2007 13:50, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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LAMPI
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Beitrag von LAMPI »

Hmmm, also irgendwie klingt mir das jetzt recht polemisch nach einem "Ich will nix ändern und deswegen ist alles gleich schlecht".

Für mich kommt immer noch Information vor Frustration:
Bayerische Biobauern, deren Kühe sehr wohl quietschvergnügt auf den Bergwiesen leben, können ihre Produktion nicht aufrecht erhalten, weil der osteuropäische Milchmarkt, dem Tiere (wie Menschen) als Lebewesen völlig gleichgültig sind, Hauptsache, der Rubel rollt, in haarsträubenden "Milchfabriken" saubillig produziert und der deutsche Käufer sich über das gekaufte "Schnäppchen" freut.
Dass die ganzen Wachstums- und Stresshormone, die in dieser Milch enthalten sind, dafür sorgen, dass wir zum Beispiel steigende Krebsraten haben, das interessiert die "Sparfüchse" ebenso wenig wie das Leid anderer Lebewesen.
Entschuldigung, das ist für mich einfach nur Brett-vorm-Kopf!

Schafe werden zur Wollproduktion gezüchtet - wie wahr! Und zwar so, dass Merinoschafe mittlerweile das Zehnfache ihrer normalen Hautoberfläche haben und die Haut sich in dicken Falten wirft, unter denen sich saubere Eiterbeulen und Fliegeneier befinden. Diese wiederum werden dann - einfach so, wie problemlos - mit dem Messer herausgeschnitten, damit sie vernarben. Und dabei schlägt man dann dementsprechend auf die Tiere ein, weil die werden ja dafür gezüchtet, das ist deren Lebensinhalt, dann soll das wohl so sein, sagt Gott, der Mensch. Die sollen sich alle nicht so haben, oder?
87% aller Merinowolle weltweit kommen übrigens aus dem australischen Raum..

Aber dein Mann war ja in Uruguay (sollte man das dann nicht wenigstens schreiben können?) und dann ist ja alles in Ordnung.

Sorry, das ist jetzt auch polemisch, aber ein bisschen sollte man selbst über den bescheidensten Tellerrand schauen und die Schuld nicht dauernd abgeben an die "Welt", die schuld ist!
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mrsflateric1
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Beitrag von mrsflateric1 »

Also Lampi, jetzt pass mal auf: Ich bin weder polemisch noch blond und blöd. Und wenn mein Mann dort war, gibt das keinen Aufschluss über meine Rechtschreibung, denn ich bin der deutschen Sprache durchaus mächtig. Und ein Brett vor dem Kopf habe ich auch nicht, ich hab extra vorm Spiegel noch mal nachgesehen. Aber ich kann auch persönlich angreifen und mit Vorwürfen um mich werfen, dass es nur so raucht.
Dass der bayerische Bauer sein Fleisch und seine Milch nicht mehr zum normalen Preis verkaufen kann, ist auch nicht meine Schuld. Da sind ganz andere dafür verantwortlich. Ach nein, es ist ja doch meine Schuld, da ich ja nicht über meinen Tellerrand schaue. So ein Pech aber auch, dass ich mit meinem Geld haushalten muss. Soll ich deshalb alle importierten Waren verschmähen?
Wenn du solche Waren nicht magst, dann kauf sie doch nicht, rette die deutsche Wirtschaft und beleidige nicht Andersdenkende.
ENDE DER DURCHSAGE!!!
Liebe Grüße
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dine
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Beitrag von dine »

Hallo,

also ich misch mich hier ja ungern ein.

Aber ich muss Christine recht geben. Ich muss auch mit meinem Geld haushalten und kann nicht ständig drauf schauen ob denn alles Bio ist und auch ja keiner Fliege etwas zu leide getan wurde.

Sicher ist es wichtig darauf zu achten woher die Ware kommt und dass auch die Deutsche Wirtschaft angekurbelt wird. Nur können sich das viele nicht leisten und sind froh über Billigpreise im Discounter.

Und nun lassen wir es mal dabei, oder?

LG
Nadine
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LAMPI
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Beitrag von LAMPI »

Hallo Endederdurchsage,

ich habe nicht behauptet, dass du blöd bist, es ärgert mich allerdings, dass du auf Elkes und meine Aussagen gleich so patzig reagiert hast - wir erinnern uns?
Das Problem mit dem Geld haben wir alle, aber das ändert sich doch nicht, wenn wir alles den ausländischen Billigproduzenten in den Rachen werfen. Wenn es so weiter geht, dann haben wir in 10-20 Jahren über weite Teile keine eigene landwirtschaftliche Produktion mehr und sind völlig vom Ausland abhängig - und wo sparen wir dann, wenn die die Preise anziehen? Kaufe ich da nicht lieber beim heimischen Hersteller und erhalte Arbeitsplätze?
Ich verstehe nicht, weshalb du dich dadurch persönlich angegriffen fühlst - das ist ein aktuelles Problem, vor dem halb (ganz?) Deutschland steht.
Nur am 1-Euro-Jobber und den vielen Arbeitslosen sind ebenso wenig "ganz Andere" (wer denn?) schuld wie an Dumpingpreisen und Tierquälerei. Wenn dein Andersdenken übrigens Letzteres toleriert, dann muss ich das kein bisschen akzeptieren.
Deshalb musst du nicht gleich schreien - wer schreit, hat ohnehin Unrecht.
Wer redet denn von dir? Wer macht dir denn einen Vorwurf, nur weil du offensichtlich mal Uru-Wolle gekauft hast? Dies ist ein Forum - das dient dem Meinungsaustausch und das machen wir hier - Meinungen austauschen. Auch ganz ohne Brüllen...
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Calotta59
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Beitrag von Calotta59 »

Hallo,

hier ist die Homepage der Uru-Wolle:
http://handpaintedyarn.com/
Es handelt sich um eine Frauenkooperative.

LG Helga
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Liebe Grüße
Helga
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Syllimi
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Beitrag von Syllimi »

fair handeln oder nicht,tja,so direkt kann man das nciht wirklich mitbestimmen.
Guckt euch doch z.b mal die Banderolen von Schachenmayr oder anderen Wolleherstellern an:Made in Kroatien,made in Turkey,made ind was -weiß-ich-wo....
Woran glaubt ihr liegt das?

Gedankenverloren oder so bin ich auch nicht,auch leg ich mir nicht unbedingt scheuklappen an,aber bei welchem Produkt aus dem Supermarkt dürfte ich gedankenlos einkaufen?
Liebe Grüße,
Sylvia

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LAMPI
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Beitrag von LAMPI »

Hallo ihr alle!

Dass man nicht immer was machen kann, ist völlig richtig, aber dass manche sich mit Händen und Füßen allein schon gegen das Nachdenken wehren, das stört mich doch sehr.

Genau so ärgere ich mich darüber, dass Staat und Wirtschaft alle Verantwortung auf den Verbraucher abladen. Keiner kauft 100% fair, es sei denn er lebt total alternativ.

Aber der Verweis auf die Geldknappheit ist in den meisten Fällen wirklich Jammern auf hohem Niveau - denn für Zigaretten, Bier, MP3-Player und Urlaub am Meer ist meist genug da. Nichts gegen Luxus, aber nicht auf dem Rücken von Schwächeren, ob das nun Menschen oder Tiere sind.

Und genau an dem Punkt werden die meisten sehr eklig in ihren Reaktionen, denn verzichten ist halt auch nicht zeitgemäß und alles, was nach 1960 geboren wurde, hat's auch nicht gelernt.
Ich auch nicht, aber ich versuche mir Mühe zu geben und umzulernen. Je mehr eigene Tiere ich habe, um so mehr graust's mir vor den Lebensmitteln im Supermarkt.
Wie besch***en muss es einem Huhn gehen, das solche mickrigen Eier legt? Und ich ess das dann und wunder mich, wenn's mir anschließend ähnlich besch***en geht? Ich sehe auch, wie mager bzw muskulös richtige Laufhühner im Vergleich zu ihren tiefgekühlten Kollegen sind - wo soll so eine fette Hühnerbrust herkommen, wenn nicht von eingepferchtem Qualleben und Wachstumshormonen zum Abwinken? Warum sehen 13-jährige heute so aus wie 18-jährige vor 20 Jahren? Weil sie vom ersten Fleischgenuss in Breichenform an Wachstumshormone zugefüttert bekommen. Was ist Krebs? Eine Erkrankung, bei der zuviel wächst. Was sind Allergien? Stoffwechselstörungen.
Wundert sich eigentlich niemand? Und Geiz ist geil, ja?

"Schachenmayr made in Turkey" verstehe ich auch nicht - die ganze Welt tut so als könnte man in Deutschland nicht mehr produzieren. Dabei geht es in diesem Fall ja wohl eher darum, dass die Vorstandsrige 2Mille Jahresgehalt hat statt "nur" 1,5 - wie arm!

Manchmal muss man wohl gedankenlos sein, um zu überleben, ohne sich dauernd Vorwürfe zu machen, aber ein bisschen was ändern ist doch wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung und nachdenken kostet ja nix.
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Syllimi
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Beitrag von Syllimi »

Hallo Lampi,
in gewisser Weise magst du ja recht haben.Aber sei mal ehrlich:bei dem Bedarf an Fleisch ,Gemüse etc. würde für 100% Bio nicht mal der Platz bestehen.
Und wenn du dementsprechend weniger Platz hast mußt du weniger produzieren.Der Bedarf ist aber weiterhin da und somit würden die Preise ins unermessliche steigen.
Geschweige denn von den ganzen Arbeitsplätzen die an diesem System hängen.

Um bei der Uruwolle zu bleiben: nein,ich weiß nicht unter welchen Bedingungen dort gearbeitet wird und wie niedrig der Löhne derer,die dort beschäftigt sind,sind;aber:
du solltest dir mal überlegen was du mit 10€ dort in den Ländern alles anfangen kannst.
und so blöde das nu auch klingt:ich kaufe dennoch weiterhin,und wenn es auch nur dazu gut ist,den Menschen die dort leben und arbeiten ihren Arbeitspaltz zu sichern.

Und mal ganz ehrlich:guck Dich in deutschen Unternehmen um,und sag mir,ob das Verhältnis von Managergehältern zu Arbeitergehältern gerechtfertigt ist?
Liebe Grüße,
Sylvia

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LAMPI
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Beitrag von LAMPI »

Hallo Syllimi,

das mit dem Verzichten meine ich ja auch so, dass man zum Beispiel nicht jeden Tag Fleisch essen muss - aber wenn dann eben gutes. Das sehe ich ähnlich wie smarty mit dem Kaffee. Weniger ist mehr.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mehr am Tierrechtsbereich interessiert bin als an Menschen in Uruguay, das sieht man wohl auch in meinen Beiträgen. Menschen (außer Kinder) haben zumindest in der Theorie die Möglichkeit, sich zu wehren (siehe DDR), Tiere und Kinder leider nicht.
Der Platz für eine wertvolle Bioproduktion wäre da - wie sonst lassen sich die hohen EU-Subventionen erklären, die für brachliegende Felder bezahlt werden, weil wir eigentlich in allen Bereichen Überproduktion haben. Tonnenweise werden jährlich in den Industrienationen Lebensmittel vernichtet, nur um die Preise zu halten - das ist Wahnsinn!
Wahrscheinlich hast du bei der Uru-Wolle sogar recht und die wären himmeltraurig, wenn keiner mehr was kaufen würde, aber im Bereich Lebensmittel freuen sich die gequälten Tiere leider nicht, dass ihr "Produkt" so massig konsumiert wird.
Alles Liebe vom Lampi

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feinsroeslein
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Beitrag von feinsroeslein »

Hallo zusammen,

auch bei mir haben diese Berichte über die Tierhaltung im allgemeinen zu einem weitgehend freiwilligen Verzicht auf Fleisch/Fisch geführt, wobei ich eher so wie früher etwa einmal die Woche Fleisch esse...
Ansonsten versuche ich darauf zu achten, Produkte zu kaufen, die in Deutschland (saisonabhängig) produziert werden, und da es inzwischen auch bei den Discountern relativ günstige Bio-Produkte gibt, kaufen wir auch dort verstärkt ein.
Es gibt bei uns also im Winter keine Erdbeeren oder Trauben aus Chile auf dem Tisch.

Wenn jeder ein bischen was macht, kann das in der Summe ganz schöne Ausmaße annehmen, und dann hat der Verbraucher doch ein wenig die Möglichkeit, auf die Art und Weise, wie seine Nahrungsmittel produziert werden, Einfluss zu nehmen.

Allein die Tatsache, dass es immer mehr Bio-Produkte sogar in Supermärkten gibt, ist doch schon ein deutliches ZEichen, dass der Handel auf die Wünsche der Verbraucher reagiert.
minja
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Registriert: 29.03.2007 10:29

Beitrag von minja »

Es geht zwar im Grunde um Uro-Wolle, aber in ganz Südamerika wird mehr oder weniger die gleiche Wolle versponnen. Hier ein Beispiel:

Eine Freundin von mir war vor 2 Jahren in Feuerland und bevor sie dort hinfuhr, träumte sie von den Pullis die sie sich da kaufen will. Die sind früher auch aus so dünner Wolle gewesen. Ich sage "früher", weil sie sich nur mit großer Mühe 1 einzigen gekauft hat. Es gab schlichtweg keine.

Die Antwort auf die Frage, wo die ganzen Pullis geblieben sind, ist ganz einfach: Sämtliche Wolle wird nur noch exportiert, weil der Preis dann einigermaßen stimmt. Stricken lohnt nicht mehr.
Darüber freuen sich die Chinesen, weil sie jetzt ihre Klamotten dort verkaufen.

Egal wie wenig (für unsere Verhältnisse) die Leute dort für ihre Wolle bekommen, es scheint immer noch besser zu sein als sich die Mühe mit dem Verarbeiten zu machen und die Kasse stimmt einigermaßen.
Allerdings sollte man vielleicht wirklich überlegen, ob man nicht 1-2 € auf die Docke draufzahlen sollte und die Wolle über verschiedene Projekte beziehen soll. Ob mein Tuch dann statt 6,50 € 8€ kostet, sollte meiner Meinung nach nicht ins Gewicht fallen.

Und dann noch ein par Worte zu Baumwolle aus Kroatien:

Was die Bemerkung über Baumwolle von Schachenmeyer aus Croatien betrifft, vor dem Balkankrieg hatte sie die Aufschrifft "Made in Yugoslavia". Ich habe meine gesamte Kindheit in Ex-Jugoslawien verbracht und weiß, dass es traditionell ein Land war, das sehr gute Spinnereien hatte und auch gute Baumwolle verarbeitete. Vielleicht erinnert jemand die Firma Naif. Sie verkaufte noch in den 80-ern ihre auch in Jugo gesponnene Baumwolle in Strängen. Sie kostete damals um die 8 DM für 100 g und war für Strickwaren, die mindestens 10 Jahre halten und glänzen sollte bestens geeignet.

Beim nächsten Berliner Stricktreff bringe ich mal meinen 16 Jahre alten immer noch gerne getragenen Baumwollpulli mit.

Im Falle der Frage, warum die Baumwolle dort gesponnen wird liegt die Antwort auf der Hand: Es ist die Erfahrung der Leute und die Qualität. Der Preis den Schachenmeyer dort dafür bezahlt ist dem Standard angepasst und keiner muss sich ärgern.

Ich finde, dass dieses alles nicht als Streit betrachtet werden sollte, sondern eher als Diskussion die uns schlauer macht! :wink: Oder?
BildLiebe Grüße
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Syllimi
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Beitrag von Syllimi »

nun ja stimmt dennoch nicht ganz ,was Schachenmayr anbelangt:es geht nciht nur um die Baumwolle sonder hauptsächlich um das Spinnen und drucken z.B auch von Sockenwolle;und da ist es eine Tatsache,das es denen da nicht nur um die Qualität gehst,sonder auch um die Frage:wer produziert am günstigsten;und da wechseln dann schon mal häufiger die Länder.
Es gibt durchaus Firmen,die zwar auch im Ausland produzieren lassen,aber bei einer Firma bleiben und nicht städnig hin und herwechseln.
Das nur hierzu.


@Lampi:
das ist ein sehr schwieriges Thema:und wenn wir zum Thema Tierfreundlichkeit bleiben wollen,dann müßte man sich eingestehen ind Zukunft beim Stricken am besten seine Baumwolle selbst anzubauen und auf Schaf ganz zu verzichten bzw seine Wolle in Zukunft eben beim nächstmöglichen Schäfer deines Vertrauens zu holen.
Denn ich weiß auch bei meiner fertigen Wolle aus deutschen Landen letztendlcih nie,unter welchen Bedingungen die Schafe ,wo gelebt haben;und zum Thema Baumwolle,weiß ich leider auch nicht,wie sehr denn die Arbeiter auf den baumwollfeldern ausgebeutet wurden.

Und was meinen Kaffee bzw Fleisch- und Wurstgenuß anbelangt:
ich trinke auch nicht sooo viel Kaffee,aber ich möchte gern den Kaffee trinken,der mir auch schmeckt;Fleisch und Wurst eß ich gern;und mir würde schon ein Brotbelag fehlen,wenn ich sagen würde,okay dann eß ich keine mehr
Liebe Grüße,
Sylvia

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pippin
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Beitrag von pippin »

Hallo,

ja du liebe Zeit, was hab ich da nur losgetreten...

Mittlerweile habe ich rausgekriegt, dass die Uru-Wolle von eine Gemeinschaft Frauen, hergestellt wird, in allen bereichen. Sie vertreiben auch selbst. Daher ist anzunehmen, dass die Erzeuger wirklich bekommen, was sie leisten.

Was sonst die Frage Bio, Masttierhaltung, Ökologie angeht: Mein Geldbeutel ist auch zu schmal, um bei jedem Produkt zu schauen, woher es kommt und wie es produziert wird. Aber ich freue mich über Obst und Gemüse in der Saison, Fleisch und Wurst, das in Deutschland aufgezogen und geschlachtet wurde (hier gibt es wenigstens Gesetze, deren Umsetzung kontrlliert werde. Milchprodukte und Eier sind aus der Region. Kaffee, Tee, Gewürze und Schokolade Fair,...
Ein kleiner Beitrag, aber einer, den ich mir leisten kann.

Wolle, die af dem Eurpäischen Kontinent produziert wurde ist mir lieber, als ein Flieger umrundet dreimal den Klobus.

In diesem Sinn
Elke
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Beitrag von minja »

@Sillimi, bin ganz Deiner Meinung. Habe mich aber auf das Beispiel Baumwolle beschränkt. Wo die Baumwolle, die in Kroatien versponnen herkommt, weiss ich nicht. Früher war es haupsächlich Egyptische.
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Manu
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Beitrag von Manu »

da muss ich jetzt doch auch mal meinen Senf dazugeben:

es ist wohl wahr, dass jeder ein bissel schauen muss, dass am Geldende nicht mehr so viel Monat übrig ist ...

aber ab und an ein bewusster Verzicht und eben nach dem Verzicht der bewusste Kauf eines Produktes (egal ob Kleidung oder Nahrungsmittel) aus der Region oder aus fairem Handel - ich glaube, das ist machbar.

ich hab mich kürzlich auch von den leuchtenden, preiswerten Erdbeeren im Supermarkt verführen lassen - das erst und das letzte Mal - ich warte bis Juni, dann gibt es bei meiner Oma im Garten richtige Erdbeeren, die sogar nach Erdbeeren schmecken .... das nur als kleines Beispiel ...

lg Manu
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