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"Arbeitslohn"
Verfasst: 09.05.2015 14:20
von Britta Orawski
Hallo liebe ForistInnen,
Häkeln und Stricken sind meine Leidenschaft. Für gute Bekannte / Freunde mache ich das natürlich umsonst bzw. gegen Erstattung der Materialkosten oder es gibt die Teile als Geschenk. Jetzt ist aber eine Dame, die bei DaWanda von mir eine gehäkelte Tischdecke gekauft hat, an mich herangetreten mit der Bitte, ihr eine runde Tischdecke / Filethäkelei, Gr. ca. 140 cm Durchmesser, zu häkeln. Ich selbst habe überhaupt keine Ahnung, was man als "Arbeitslohn" für gestrickte oder gehäkelte Sachen nehmen kann. Ich habe auch keine Ahnung, wie lange ich für eine solche Decke brauche. Ich habe einmal die Zeit notiert, als ich einen Herrenjanker gestrickt habe. Dafür hatte ich ca. 70 Stunden gebraucht. Aber mit "Stundenlohn" kann man ja in diesem Falle wohl nicht arbeiten. Kann mir da jemand Erfahrungswerte nennen? Ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Liebe Grüße und schönes Wochenende Britta
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 09.05.2015 19:43
von Yellow Rose
Britta Orawski hat geschrieben: ...die bei DaWanda von mir eine gehäkelte Tischdecke gekauft hat, an mich herangetreten mit der Bitte, ihr eine runde Tischdecke / Filethäkelei, Gr. ca. 140 cm Durchmesser, zu häkeln. Ich selbst habe überhaupt keine Ahnung, was man als "Arbeitslohn" für gestrickte oder gehäkelte Sachen nehmen kann...
Hallo Britta,
du hast doch geschrieben, dass die Dame es von dir
gekauft hat. Da hast du doch auch einen Preis dafür festgesetzt. Kannst du dich nicht daran orientieren ?
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 09.05.2015 20:41
von Basteline
[/quote]eine runde Tischdecke / Filethäkelei, Gr. ca. 140 cm Durchmesser, zu häkeln. [/quote]
als ich einen Herrenjanker gestrickt habe. Dafür hatte ich ca. 70 Stunden gebraucht.
und genau darin liegt das Dilemma. ICH würde nicht für einen Euro die Stunde eine so ausgefallene und aufwändige Arbeit machen, und dann kommen ja noch die Materialkosten dazu...
Ich weiß, das hilft dir jetzt nicht weiter, aber so sage ich es den Leuten, die von mir einen Poncho, ein großes Sitzkissen oder sonstige großen Teile gestrickt/gehäkelt haben möchten: "gehst du für einen Euro/Std arbeiten?
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 10:20
von Sottrumerin
Auftragsstricker bekommen von verschiedenen Designern für 100 Meter gestrickt
- einfach glatt rechts 5,-- €
- mit einfachem Muster 6,-- €
- aufwendiges Muster oder verschiedene "Zusammennäh"-Arbiten 7,00 €
Vielleicht hilft das?
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 11:26
von Basteline
Sottrumerin hat geschrieben:Auftragsstricker bekommen von verschiedenen Designern für 100 Meter gestrickt
- einfach glatt rechts 5,-- €
- mit einfachem Muster 6,-- €
- aufwendiges Muster oder verschiedene "Zusammennäh"-Arbiten 7,00 €
Vielleicht hilft das?
Das wußte ich noch nicht. Ist interessant.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 15:32
von Little Witch
Sottrumerin hat geschrieben:Auftragsstricker bekommen von verschiedenen Designern für 100 Meter gestrickt
- einfach glatt rechts 5,-- €
- mit einfachem Muster 6,-- €
- aufwendiges Muster oder verschiedene "Zusammennäh"-Arbiten 7,00 €
Vielleicht hilft das?
...ob man das auf selbst gesponnenes Garn umsetzen könnte?
Pro 100m 5 Euro?
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 18:01
von Basteline
Für Spinn-"Lohn" habe ich bei Petzis mal eine Tab gesehen...bin mir aber nicht mehr über die genauen Zahlen sicher.
2 oder 3 Cent pro versponnenen Meter plus 1 oder 2 Cent pro verzwirnten Meter. Ich finde aber, dass man auch das Entspannungsbaden mit dem Wasserverbrauch und den Zeitaufwand fürs haspeln berücksichtigen muss.
Zum Stricklohn ist mir vorhin noch etwas durch den Kopf gegangen.
Wenn ich ein Lacetuch mit etwas gl. re aus einem Zauberball mit 420 M LL gestrickt habe und dann 6 oder 7 € pro 100 M erhalten soll, dann wären das im Schnitt ca 24 -28 € fürs stricke, ohne spannen.
Nö, da arbeite ich ein bis 2 Wochen dran. Für so wenig würde ich dann nicht für Andere stricken.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 18:29
von Britta Orawski
Yellow Rose hat geschrieben:Britta Orawski hat geschrieben: ...die bei DaWanda von mir eine gehäkelte Tischdecke gekauft hat, an mich herangetreten mit der Bitte, ihr eine runde Tischdecke / Filethäkelei, Gr. ca. 140 cm Durchmesser, zu häkeln. Ich selbst habe überhaupt keine Ahnung, was man als "Arbeitslohn" für gestrickte oder gehäkelte Sachen nehmen kann...
Hallo Britta,
du hast doch geschrieben, dass die Dame es von dir
gekauft hat. Da hast du doch auch einen Preis dafür festgesetzt. Kannst du dich nicht daran orientieren ?
Hallo Yellow Rose,
nein, daran kann ich mich nicht orientieren, weil meine Decke kleiner war und auch nicht mehr neu, also gebraucht. Jetzt möchte die Dame aber eine größere Decke extra für sie gestrickt haben. Aber wenn ich so die Antworten hier lese, dann lasse ich es wahrscheinlich sein. Danke jedenfalls für Deine Antwort.
LG Britta
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 21:04
von Britta Orawski
Allen, die so nett waren, sich hier zu diesem Thema zu melden, sage ich ganz herzlichen Dank. Nach diesen Zuschriften komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass ich diesen Auftrag wohl nicht annehmen werde, zumal ich die Dame nicht persönlich kenne. Wenn es eine gute Bekannte / Freundin wäre, dann hätte ich eine andere Beziehung dazu. Aber eine wildfremde Person, die noch dazu weit weg wohnt, so dass ein persönlicher Kontakt wohl nie zustande kommen würde, bedeutet mir doch nicht genug, als dass ich so viel Arbeit investieren möchte.
Liebe Grüße Britta
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 10.05.2015 22:59
von Yellow Rose
Britta Orawski hat geschrieben: ... dass ich diesen Auftrag wohl nicht annehmen werde, ...
Hallo Britta,
ich denke das ist die richtige Entscheidung.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 11.05.2015 00:38
von Basteline
Yellow Rose hat geschrieben:Britta Orawski hat geschrieben: ... dass ich diesen Auftrag wohl nicht annehmen werde, ...
Hallo Britta,
ich denke das ist die richtige Entscheidung.
Das denke ich auch.
Besonders dieser Satz von dir sagt ja schon alles aus.
Aber eine wildfremde Person, die noch dazu weit weg wohnt, so dass ein persönlicher Kontakt wohl nie zustande kommen würde, bedeutet mir doch nicht genug, als dass ich so viel Arbeit investieren möchte
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 11.05.2015 13:17
von redwildrose
Gilt denn für das Stricken und andere aufwendige Handarbeiten
etwa nur der Mindestlohn???
Künstlerische kreative Einzelstücke haben ihren Preis,
und dass muss so sein und so bleiben!!
Rose
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 11.05.2015 15:47
von Basteline
Tigerface hat geschrieben:sehe ich auch so, Rose!
Leider meinen viele nicht-Stricker, dass wir ja Langeweile haben und so wenigstens etwas Sinnvolles mit der Zeit anfangen, die wir ja sonst nur vertroedeln wuerden - oder so aehnlich.
GENAU so ist es.
Eine Bekannte (mit einem Oberbekleidungsgeschäft und Wolle) strickt inzwischen auch Mützen, Hüte und Schals. Die hat mal von einer Kundin sinngemäß gehört, wieso sie denn für die Handarbeiten denn Geld haben wolle, sie solle doch froh sein, dass sie was zu tun hat und stricken darf....
Man erwartete von ihr, dass sie die Sachen kostenlos abgibt, da sie ja eh im Geschäft sei und wenn mal was ruhiger ist doch auch stricken könne. HAHA!
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 12.05.2015 13:41
von mogue
Ich habe mal gelesen 00,20 € pro Meter Wolle.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 20.01.2018 15:27
von zumkukuk
Hallo,
auch ich häkle verschiedene Sachen. Die Erfahrung bei einer Bezahlung von einem Amigurumi oder Tuch oder Taschenbaumler sind ganz unterschiedlich. Wer Handarbeit zu schätzen weiß gibt dafür etwas mehr Geld aus, aber es gibt auch Andere welche in der Handarbeit nicht die eigentliche Arbeit sehen. Wie schon geschrieben hat der der häkelt, strickt, näht oder sogar filzt lange weile, so ist dem nicht. Ich finde wir sind kreativ und nutzen die Zeit sinnvoll. Am Computer kann jeder sitzen, vorausgesetzt man besitz Einen, sich Spiele reinziehen und was kommt raus? Da setz ich mich lieber hin und häkle. Nun kann auch gesagt werden es ist immer das Selbe, nein die Wollstärke kann geändert werden und das Stück hat einen ganz anderen Charakter. Jetzt gibt es sehr schöne Verlaufsgarne, damit kann variiert werden. Und es gibt auch solche Meinungen, der V... macht das billiger. Dann sollen diese Leute dorthin gehen, oder?
Liebe Grüße aus Sachsen.
Ute
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 21.01.2018 16:21
von ähem
Hallo Leute
Warum nicht einfach den gültigen Mindestlohn verlangen? Warum soll eine Hobbystrickerin weniger verlangen, nur weil es ihr Hobby ist? Wem das zu teuer ist, der soll entweder selbst zu den Nadeln greifen oder sich jemand anderen suchen, der für fast nichts arbeitet.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 21.01.2018 17:35
von sabrinaknittel
Die Nichtstricker oder Nichthäkler haben ja keine Ahnung! Die wissen die Arbeit doch gar nicht zu schätzen.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 21.01.2018 19:07
von merino0501
Verstrickung hat geschrieben:Für meinen Mann habe ich vor längerer Zeit eine Jacke gestrickt, meine Schwägerin fragte ob ich für ihren Mann die
gleiche stricken würde. Als ich ihr sagte, wie viel die Wolle und die Knöpfe gekostet haben ( es war für das Material nicht übermäßig teuer ) meinte sie nur : da kann ich ja gleich eine fertige kaufen
Ich hatte aber keine Lust ihr zu erklären, daß es Materialunterschiede gibt und eine gekaufte Jacke in der Qualität leicht das doppelte kosten könnte
Mit dicken Socken im Norweger Muster ist es dann das gleiche gewesen. Ich kam mir richtig blöde vor. ..nun stelle ich mir gerade vor, ich hätte auch noch von Arbeitslohn gesprochen
Also ich stricke auch nur noch für mich und meinen Mann oder wenn ich mal ein Geschenk brauche (einen Schal oder so
)
Ja - genau diese Worte habe ich auch von meiner Nachbarin gehört. Dann ging sie selbst ans Werk: Billige Wolle (drehte sich während des Strickens auf), bin oft bei ihr gesessen und habe erklärt. Das habe ich gern getan. Dann habe ich aber von einigen Bekannten von ihr gehört, dass ich 'grauslich sei und ihr 'ihr Gestricktes' auftrenne, wenn ein Fehler ist. Das war's dann.
Ich stricke auch nur für mich, meine Familie und wenn ich Geschenke brauche.
LG - noch einen schönen Sonntag.
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 21.01.2018 20:26
von Britta Orawski
Hallo liebe Foristinnen und Foristen,
danke, dass ich nach so langer Zeit noch Antworten auf meine seinerzeitige (aus 2015!) Frage bekomme.
Inzwischen hat sich die Sache für mich - fast - schon erledigt. Ich stricke auch nicht mehr für andere Leute, es sei denn, jemand, den ich sehr mag, würde mich ganz inständig bitten. Ansonsten nur noch Geschenke, da suche ich mir dann selbst aus was ich stricke und vor allem für wen ich stricke.
Der Vorschlag mit dem Mindeststundenlohn ist ja nicht schlecht. Ich nehme mal einen Herrenjanker Gr. 54 als Beispiel, an dem habe ich ca. 70 Stunden gearbeitet. Wenn man einen Mindeststundenlohn von 8,50 € zu Grunde legt, kommt man auf sage und schreibe
595 € Arbeitslohn!!! Wenn ich das Geld bekommen würde, würde ich das Material dazu schenken!
Aber allen Ernstes: Man kann Handgearbeitetes nur an solche Menschen verschenken, die das auch zu würdigen wissen. Und jemandem zu erklären, warum das Material so viel oder weniger oder mehr kostet, dazu habe ich auch keine Lust. Also - ich lasse es.
Allen nochmals herzlichen Dank für die Beteiligung. Ich habe den Eindruck, dass ich mit meiner Meinung nicht so ganz alleine bin, was mich doch ein wenig bestärkt.
Liebe Güße
Britta
Re: "Arbeitslohn"
Verfasst: 22.01.2018 02:52
von wollwolke
Hallo an euch,
ich vermute mal, bei den gekauften Sachen kriegt man, ausser auf Märkten oder in besonderen Läden, keine wirklich handgenadelten Sachen. Das meiste wird industriell mit Strickmaschinen hergestellt und da haben die so eine Übung drin, dass die Arbeitszeit wesentlich kürzer ausfällt. Ich habe aber keine Ahnung, wie lange man mit einer Strickmaschine braucht (hat jemand eine?) Außerdem wird immer da produziert, wo sie den Leuten am wenigsten Lohn zahlen müssen.
Man muss auch nur ein Designerlabel draufkleben und schon kann man dem Preis noch eine Stelle hinzufügen. Wenn dann wenigstens das Material edel ist, aber oft kosten einfache T-Shirts einen Haufen Geld, weil es vom Hause Dingsbums designt wurde. Und ist auch nur aus Baumwolle, Viskose etc.
Ich war grade neugierig und hab mal bei google "Luxuriöse Pullover" eingegeben. Ich habe eine Seite gefunden mit Designermarken, da ist gerade Ausverkauf. Zum Beispiel ein Pullover, von ursprünglich 1.195 Euro auf 597 runtergesetzt, ein anderer von 1.890 auf "nur noch" 945 Euronen.
Ich weiß nicht, warum selbstgestrickte, -/gehäkelte Sachen immer noch so ein Hippie-Image haben, im Sinne von schlampig oder nichts wert. Verstehen kann ich, dass es von der Kriegszeit her so eine Art Notlösung war, als man wirklich alles selbermachen musste, auch mal was auftrennen und was Neues daraus machen. Es heißt doch immer, Selbstgemachtes sei so in...
LG
Tina